Geschrieben von joschma
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Freitag, 24. November 2006 |
Die Furka-Oberalp-Bahn (FO) ist eine ehemalige Schmalspurbahngesellschaft der Schweiz. Sie fusionierte per 1. Januar 2003 mit der BVZ Zermatt-Bahn zur Matterhorn–Gotthard-Bahn (MGB), die heute die meterspurigen FO-Strecken betreibt. Die 97 Kilometer lange Hauptstrecke verbindet die Kantone Graubünden, Uri und Wallis über den Furkapass und den Oberalppass
miteinander. Die knapp 4 Kilometer lange, ehemalige Schöllenenbahn
verbindet als Zweigstrecke Göschenen mit der FO-Hauptstrecke.
Die in Zahnstangenabschnitten bis zu 110 Promille steile Hauptlinie führt von Disentis (Graubünden), wo Anschluss an die Ruinaulta-Linie der Rhätischen Bahn (RhB) besteht, über den Oberalppass nach Andermatt (Uri) und weiter durch den Furka-Basistunnel und das Goms nach Brig (Wallis). In Brig besteht seit 1930 ein Anschluss der FO an die ehemalige Brig–Visp–Zermatt-Bahn (BVZ), welche die Linie bis Zermatt
weiterführt. Über die Strecke der beiden inzwischen fusionierten
Bahngesellschaften verkehrt in Zusammenarbeit mit der RhB der berühmte Glacier-Express.
Der Bau der Zahnradstrecke über den Furkapass wurde 1911 von der Brig–Furka–Disentis-Bahn (BFD) begonnen. 1915 konnte die Teilstrecke von Brig hinauf nach Gletsch
eröffnet werden, wegen finanzieller (Rückzug französischer Investoren
aufgrund des 1. Weltkriegs) und technischer Probleme wurde der
Weiterbau der Strecke jedoch eingestellt. Nach dem Konkurs der BFD im
Jahr 1923 wurden die Bauarbeiten 1924 von der neu gegründeten Furka–Oberalp-Bahn (FO) wieder aufgenommen und die Strecke nach der Fertigstellung des Furka-Scheiteltunnels 1925 eröffnet. Der Weiterbau der Strecke als Strategische Bahn war von der Eidgenossenschaft gefördert worden, um unter anderem den Zugang zum Waffenplatz Andermatt zu verbessern.
Die Schöllenenbahn (SchB) eröffnete bereits 1917 die Zahnradstrecke (Maximalsteigung 179 Promille) von Göschenen durch die Schöllenenschlucht hinauf nach Andermatt. In Göschenen besteht eine Umsteigemöglichkeit zur Gotthardlinie der Schweizerischen Bundesbahnen
(SBB). Durch die Kohleknappheit im 2. Weltkrieg ausgelöst folgte die
Elektrifizierung der Strecke. Ursprünglich war die SchB mit 1200 Volt
Gleichstrom elektrifiziert, 1941 wurde sie jedoch auf das gerade bei
der FO installierte Stromsystem von 11'500 Volt Wechselstrom
umgestellt, um einen problemloseren Fahrbetrieb zu ermöglichen. Der
Fahrbetrieb der beiden Gesellschaften war von Beginn an eng gekoppelt;
1961 wurde dann die SchB von der FO übernommen.
Wegen der schwierigen Lawinensituation war die Strecke über den Furkapass zwischen Realp und Oberwald, die auch am Rhone-Gletscher
vorbeiführt, nicht wintersicher. Die daraus resultierende
Streckensperrung zwischen Oktober und Mai teilte das Netz in zwei
Hälften, die vor und nach der Sperrung jeweils erforderlichen Arbeiten
waren entsprechend kosten- und arbeitsintensiv. Der Bau des Furka-Basistunnels
sollte die Bergstrecke ersetzen und eine wintersichere Verbindung
zwischen den Kantonen Uri und Wallis herstellen. Zur Winterpause 1981
wurde die Bergstrecke stillgelegt und 1982 der 15,381 km lange
Basistunnel eröffnet. Der ursprünglich geplante Rückbau der Bergstrecke
konnte von Eisenbahnfreunden verhindert werden, die 1983 den Verein Furka-Bergstrecke und 1985 die Dampfbahn Furka-Bergstrecke
AG (DFB) als Trägergesellschaft gründeten und auf Spenden angewiesen
sind. Seit 1992 sind wieder Dampfzugfahrten auf einem Teilstück der
Strecke (Realp bis Gletsch) möglich.
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